Grundlagen der Fotografie – Teil 1: Die Blende

Hiermit starte ich nun den ersten Teil meiner geplanten Reihe – Grundlagen der Fotografie – welche sich an Personen richten soll, die das Fotografieren neu für sich entdeckt haben und mit den zahlreichen Funktionen einer Kamera noch ziemlich überfordert sind. Es werden mehrere Beiträge in den kommenden Tagen folgen, in denen ich jeweils ein Grundlagenthema behandeln und dies ausführlich erklären werde.

Allgemeines zur Schärfentiefe

Sicher kennst Du auch diese schönen Porträtaufnahmen, wo der Hintergrund verschwommen und die abgebildete Person scharf zu sehen ist. In solchen Bildern wird mit einer sehr geringen Schärfentiefe gearbeitet. Die Schärfentiefe bestimmt den Bereich in Deinem Motiv, der scharf zu sehen ist. Er kann sich über die gesamte Tiefe des Bildes (vom Motiv im Vordergrund bis weit in den Hintergrund, z.B. bei Landschaftsaufnahmen) erstrecken (= hohe Schärfentiefe). Er kann sich allerdings wie am Beispiel des Portraits auch nur auf einen bestimmten Ausschnitt konzentrieren während alles andere in Unschärfe verschwimmt (= geringe Schärfentiefe). Bei letzterem Fall ist es enorm wichtig, richtig zu fokussieren, daher, die Kamera auf das Hauptmotiv im Bild scharf zu stellen. Die subjektiv empfundene Qualität dieser Unschärfe-Bereiche im Bild wird oft auch als Bokeh bezeichnet– ob das Bokeh eher schön oder eher schlecht aussieht, hängt stark vom verwendeten Objektiv ab.

 

Btechnische-grundlagen01_blende_BeispielSchaerfentiefelende und Schärfentiefe

Die Blende ist einer der Faktoren, die einen großen Einfluss auf den Anteil an Schärfe in Deinem Bild hat. Generell gilt folgendes: Je weiter Du die Blende öffnest, desto weniger Schärfentiefe/mehr Unschärfe bekommst Du in Dein Bild. Je weiter Du die Blende schließt, desto mehr Schärfentiefe/weniger Unschärfe hast Du letztendlich im Bild. Du kannst das einmal ausprobieren, indem Du mit unterschiedlichen Werten für die Blende (meist Modus Av oder an Deiner Kamera) bei gleicher Brennweite und konstanten Abstand zum Motiv ein paar Fotos knipst. Typische Werte für eine weit offene Blende sind z.B. f2.8 oder f3.2, für eine weit geschlossene Blende z.B. f18 oder f22. Das Ergebnis könnte in etwa so aussehen, wie die zwei Beispielbilder links. Auf diese Weise bieten sich ganz unterschiedliche Möglichkeiten, um Dein Bild bewusst zu gestalten. Je nachdem, was Du fotografieren möchtest und wie viel Licht Dir zur Verfügung steht, sind weiter geöffnete oder geschlossene Blendeneinstellungen zu verwenden.

Blende und Belichtung

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Fotografiert mit weit offener Blende (f1.8)

Die Blende hat neben dem Einfluss auf die Schärfentiefe jedoch auch enorme Auswirkungen auf die Belichtung des Motives. Wenn Du wie im oberen Absatz beschrieben, versucht hast, ein Motiv bei weit geschlossener Blende (z.B. f22) zu fotografieren, könnte es passiert sein, dass die Aufnahme unterbelichtet oder verwackelt ist. Der Grund dafür ist folgender: Je weiter Du die Blende schließt, desto weniger Licht fällt nämlich auf den Sensor der Kamera. Um das Bild dennoch gut zu belichten, müssen andere Faktoren, die einen Einfluss auf die Belichtung haben, das fehlende Licht kompensieren. Dies kann z.B. ein höherer ISO-Wert oder eine längere Verschlusszeit sein. Objektive, an denen man die Blende sehr weit öffnenkann sind daher sehr beliebt, um ohne Stativ und Blitz selbst bei eher wenig Licht noch gute Bilder zu fotografieren, wie das Foto rechts veranschaulicht. Festbrennweiten sind dafür besonders gut geeignet, da sich an ihnen baubedingt die Blende meist sehr weit öffnen lässt – sie sind somit besonders lichtstark. Offenblenden-Werte von 1.8 oder auch 1.2 sind an Festbrennweiten möglich. Besonders beliebt sind Festbrennweiten von 50mm Brennweite. Einsteigerfreundliche Modelle gibt es bereits ab ca. 100€, sowohl für Canon, Nikon oder andere Systeme.

Einsteiger-Tipp: Ich persönlich nutze mittlerweile das Canon EF 50mm f/1,8, welches sich im Laufe der Zeit zu meinem am meisten genutzten Objektiv gemausert hat.

Wirkung der Blende in Abhängigkeit von Brennweite und Abstand zum Motiv

Der Einfluss der Blendenzahl auf die Tiefenschärfe kann durch zwei Faktoren deutlich variieren. Dabei hat zum einen die Brennweite einen direkten Einfluss auf die Wirkung der Blende. Fotografiere mal ein Motiv Deiner Wahl bei konstanter Blendenvorwahl (ca. f4.0) im Weitwinkel (ca. 20-25mm oder weniger) und im Normal- bis Telebereich (ab 50mm aufwärts). Bei einem Vergleich wirst Du feststellen, dass sich im Foto mit 50mm Brennweite wesentlich mehr Unschärfe befinden wird. Je weiter Du also in den Telebereich kommst, desto größer ist der Einfluss der Blende auf den Schärfebereich. Dieser Einfluss kann noch vergrößert/verkleinert werden, indem Du das Motiv näher/weiter weg fotografierst.

Das Zusammenspiel aller Faktoren ist am Anfang natürlich nicht allzu einfach nachzuvollziehen, doch wenn Du erst einmal eine Weile geübt hast, bekommst Du langsam ein Gespür dafür und kannst mit der Zeit immer besser beurteilen, welche Kombination aus Blende, Brennweite und Abstand zum Motiv die angemessenste für die jeweilige Situation ist! Viel Spaß beim experimentieren!

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